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Warum Streits total eskalieren: Streitkultur für Anfänger

Streits gehören zu einer Beziehung dazu. Es kann sogar gut für eine Beziehung sein gelegentlich zu streiten. Allerdings sollte man bestimmte Fehler vermeiden, damit ein Streit nicht komplett eskaliert und eine Beziehung vielleicht sogar zerstört.

Vermutlich war jeder schon einmal in einen Streit verwickelt, der komplett eskaliert ist. Dabei war der Anlass womöglich komplett banal. Gleichzeitig gibt es Leute, die eigentlich nur Streits dieser Art kennen. Hier fliegen Gläser und fließen Tränen. Oft bekommt man dann genau von diesen Leuten zu hören, was sie doch immer für ein Pech mit ihren Partnern haben und wie gemein doch alle zu ihnen sind.

Von diesen Leuten könnt Ihr lernen, wie ihr nicht streiten solltet. Daher schaun wir uns doch mal die ausgefeilten Techniken an, mit denen sie jeden Partner in die Weißglut treiben.

Die wilde Unterstellung

Die Unterstellung ist eine tolle Technik um Streit eskalieren zu lassen. Sie eignet sich jedoch auch super, um einen Streit überhaupt erst anzufangen. Die Unterstellung basiert nicht auf Fakten, sondern hauptsächlich auf den Ängsten des Partners.  Leute die diese Technik häufig verwenden, haben oft ein tiefgreifenderes Problem mit Vertrauen, sei es innerhalb der Beziehung oder zum Partner. Dazu kommt eine gute Portion Fantasie. Das Problem bei Unterstellungen ist, dass sich der Partner für etwas rechtfertigen muss, was nie passiert ist.

Vielleicht macht der Partner das ein paar mal mit, aber auf Dauer endet das in Streit und Trennung. Wenn dein Partner ständig sauer auf dich ist, wegen Dingen, die nie passiert sind und die du nicht beeinflussen kannst, dann hast du irgendwann auch keinen Bock mehr.

Beispiel einer meiner Ladys:

Ihr damaliger Freund rief sie im Urlaub an, in dem sie mit einer Freundin war, und behauptete sie würde es mit dem Hotelanimateur treiben. Er hatte dafür keinen einzigen Anhaltspunkt – weder hatte Sie ihn jemals betrogen, noch hatte das Hotel überhaupt einen Animateur. Er steigerte sich so in seine Angst und Unsicherheit hinein, dass er anfing zu glauben seine Furcht wäre tatsächlich Realität.

Die Beziehung in Frage stellen

Natürlich schadet es nicht, gelegentlich die eigene Beziehung zu hinterfragen. Wahre Streitprofis haben aber eine besondere Technik daraus entwickelt. Bereits eine kleine Meinungsverschiedenheit reicht für sie aus, um die ganze Beziehung in Frage zu stellen. Schnell wird dann ein falsch aufgebautes Schuhregal oder ein Weihnachtsgeschenk zum Damoklesschwert, das über die ganze Beziehung entscheidet. Sätze wie “wenn du das (nicht) tust, will ich nicht mehr zusammen sein” oder “würdest du mich wirklich lieben, würdest du das oder jenes (nicht) tun” hört man in diesem Kontext gerne.

Ein solches Verhalten weist darauf hin, dass der Partner sehr unreif ist. Es ist nichts anderes als das “Wenn ich nicht bekomme was ich will, halte ich die Luft an, bis ich tot bin” oder ähnliche Sätze, die man von kleinen Kindern gelegentlich zu hören bekommt. Es ist eine Art von emotionaler Erpressung. Außerdem zeigt es, wie wenig die Leute die Beziehung eigentlich zu schätzen wissen, wenn sie den Partner wegen so einer Kleinigkeit abservieren würden. Ernst meinen sie es jedoch meistens überhaupt nicht.

Unsachlich werden

Ein weiteres kindisches Verhalten ist es, plötzlich unsachlich zu werden. Stellen wir uns zum Beispiel eine Szene im Restaurant vor.

Erstes Date. Sie bestellt Gemüsenudeln, er ganz stereotypisch Steak.

Er: “willst du das Steak probieren?”

Sie: “nein danke, ich bin Vegetarierin”

Er: “Du weißt aber schon, dass Gemüse auch Gefühle hat, außerdem isst du meinem Essen das Essen weg”

Sein Verhalten war absolut unangebracht und wenn sie ein Date hatten, war es mit ziemlicher Sicherheit in diesem Moment (für sie) vorbei. Auch wenn das was er sagt im ersten Moment nach Argumentation klingt, ist es eigentlich im Grunde genommen eine Beleidigung und zeigt mangelnden Respekt vor dem Gegenüber. Außerdem greift er hier absolut unnötig ihre Lebenseinstellung an.

Unsachlich werden Leute meistens dann, wenn ihnen die Argumente ausgehen. Wenn der Gesprächspartner genauso kindisch reagiert, kann es gut sein, dass sie sich gegenseitig komplett sinnlos hochsteigern.

Auch jede Art von Beleidigung ist unsachlich und macht auch für den Gesprächspartner jede Möglichkeit kaputt rational zu bleiben. Das gleich gilt für nachäffen oder jemanden als dumm hinzustellen. Der Klassiker ist es auch, am Streit unbeteiligte Leute zu beleidigen. “Deine Mutter ist eine Bitch”. Von Männern wird auch gerne die subtile Variante: “du bist wie deine Mutter” gewählt, die die Partnerin und ihre Mutter in einem Aufwasch beleidigt. 

Egal für welche Variante man sich entscheidet, man greift damit den Stolz des Gegenübers an und zwingt ihn in eine Verteidigungshaltung. Das heißt man bringt seinen Partner aus einer Verhandlungsposition in eine Kampfposition. Ab jetzt wird scharf geschossen.

Müdigkeit und Hunger

Echte Profis streiten wenn sie Hunger haben und müde sind. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, der anderen die Augen auskratzen würde, nur weil sie um 10 noch kein Frühstück hatten. Außerdem fange ich manchmal grundlos an zu weinen, wenn ich sehr müde bin. Ich weiß das. Das heißt ich versuche in solchen Situationen Streits zu vermeiden.

Ich kenne aber genug Leute, bei denen müde oder hungrig ein kleiner Tropfen reicht um das Fass zum überlaufen zu bringen. Bei ihnen muss genau dann das Thema geklärt werden, über das sie sich schon seit Monaten ärgern. Das Problem ist, dass Müdigkeit und Hunger für unseren Körper Stress bedeuten. Körperlicher Stress macht uns auch psychisch labiler. Das ist ein Grund, warum Leute häufig im Zusammenhang mit einem Infekt eine Depression entwickeln – Die kaputte Psyche schwächt das Immunsystem, ein überfordertes Immunsystem schwächt aber auch die Psyche. Als Angehöriger der Fraktion Männerschnupfen weißt du ja, wovon ich rede.

Dieser Zusammenhang bedeutet auch, dass wir uns deutlich stärker aufregen wenn wir müde oder hungrig sind und deshalb deutlich emotionaler, aggressiver oder zumindest heftiger reagieren, als wenn wir einen klaren Kopf hätten. Selbiges gilt natürlich auch für den Einfluss von Alkohol und vielen anderen Drogen. Streiten sollte man einfach nur, wenn man wirklich zurechnungsfähig ist.  

Beim Streiten geht es nicht darum, den anderen zu dominieren.

Dominanzverhalten

Die einfachste aller Methoden einen Streit eskalieren zu lassen, ist jemanden anzuschreien. Wer nichts mehr zu sagen hat, wird laut. Nachdem man die Überlegenheit nicht in der Diskussion zeigen kann,versucht man die Überlegenheit als Person zu beweisen. Wenn man diese Erkenntnis erst einmal verinnerlicht hat, fällt es manchmal schwer, Leute, die einen anbrüllen, nicht mitleidig zu belächeln.

Jemanden anzubrüllen ist nicht nur wahnsinnig unhöflich, nervig und  laut, sondern auch ein Zeichen von Schwäche. Durch die Lautstärke versucht der Schreiende Dominanz zu zeigen, die er sonst nicht hat. Wenn sich sein Gegenüber auf das Spiel einlässt, dann wird es wirklich laut und unterhaltsam für die Nachbarn. Wird das Gegenüber – vor allem wenn es eine Frau ist – stattdessen leise, dann weißt du, sie hat ihn bei den Eiern.

Auch jemanden dauernd ins Wort zu fallen kann ein Versuch sein, Dominanz auszuüben. Man versucht dadurch quasi zu bestimmen, wann der andere reden darf und zeigt damit, dass der eigene Standpunkt von übergeordneter Wichtigkeit ist. Natürlich kann es auch nur ein Zeichen von Ungeduld oder mangelnder Selbstkontrolle sein. Die Chancen stehen aber gut, dass das Gegenüber irgendwann einfach lauter redet, um das ständige Dazwischenreden zu übertönen – und schwups ist man wieder beim Herumgebrülle.

Wenn alle verbalen Mittel ausgeschöpft sind, versuchen manche Menschen körperlich Dominanz auszuüben. Das heißt, sie können ihren Standpunkt können nicht verteidigen, aber wenn sie Dir ein blaues Auge verpassen, fühlen sie dennoch überlegen. Eigentlich ist es das größte Eingeständnis von Schwäche überhaupt. Aber um eine Situation komplett eskalieren zu lassen, ist es auch ein ziemlich sicheres Mittel.

→ Typen die Keine will!

Das Thema verlieren

Das Wichtigste wenn man sich streitet, sollte eigentlich sein, zu wissen über was man streitet. Ich war vor einiger Zeit mal bei einem Pärchen zu Gast, die sich wahnsinnig in die Haare bekommen hatten. Nachdem ich drei Stunden mit ihnen zusammen gesessen hatte und versucht hatte zu vermitteln, hatte ich immer noch überhaupt keine Ahnung, weswegen sie überhaupt stritten. Erst war es ein Schuhschrank, dann ein Exfreund, die Schwiegermutter, der Hund und dann quasi sämtliche Möbel der Reihe nach und schließlich die Wohnung als solche. Ich war wirklich verwirrt und ich glaube insgeheim wussten die beiden auch schon nicht mehr, worum es eigentlich ging.

Natürlich kann man keine Lösung finden, wenn an sich schon nicht einmal auf das Problem einigen kann. Wenn wirklich einmal so viele offen Baustellen sind, dann sollte man überlegen ob man die Situation überhaupt noch lösen kann. Es ist unwahrscheinlich, dass man in so vielen Dingen uneinig ist, ohne dass es ein viel tiefgreifenderes und fundamentales Problem in der Partnerschaft gibt. Erst wenn man dieses gefunden hat, kann man wirklich daran arbeiten die Situation zu entschärfen. Alle kleinen Streitereien sind nur Symptome eines tieferen Problems. Es hilft nichts an ihnen herumzudoktern ohne das ursächliche Problem zu lösen. Dann nämlich werden sich die meisten kleinen Probleme schnell von selbst auflösen. 

Warum wir an beschissenen Beziehungen festhalten

Altes wieder aufkochen

Genauso wie altes Essen, schmecken alte Probleme nicht sonderlich gut. Man kann natürlich Probleme, die man eigentlich schon gelöst hatte, wieder aufkochen. Bekommt  nicht jeder gerne die Fehler, die er vor drei Jahren gemacht hat nochmals aufgezählt? Man kann sich dann auch so schön darüber aufregen wie beim ersten mal. Nostalgie ist doch was feines.

Wie oft möchtest du dich für eine Sache entschuldigen müssen? Irgendwann hat ein Partner eine Sache akzeptiert und nicht deshalb Schluss gemacht. Weshalb solltest er seine Meinung Tage, Wochen oder Monate später plötzlich wieder ändern?

Es ist natürlich etwas anderes, wenn ein altes Problem erneut auftritt. Du musst eine Sache nicht erneut akzeptieren wenn du sie schon einmal akzeptiert hast. 

Andererseits ist es vollkommen unangebracht einem Partner der seine Sachen nicht aufgeräumt hat plötzlich das Fremdflirten vor zwei Jahren wieder vorzuhalten. Beides hat mit ziemlicher Sicherheit nichts miteinander zu tun, also bleib beim Thema!

Was ist in einer Beziehung erlaubt?

Nicht reden- anschweigen

Eine ganz tolle Möglichkeit einen Streit so richtig eskalieren zu lassen, ist es gar nichts zu sagen. Am besten frisst man alle Wut, Frust und Ärger ganz tief in sich hinein. Auch schmollen gehört zu diesen Techniken. 

Irgendwann platzt man dann. Dann gibt es kein Halten mehr und alles wird niedergemäht. Der Partner ist gelinde gesagt überrumpelt, denn man hat ihm ja keinerlei Vorwarnung gegeben oder auch nur den Hauch einer Möglichkeit sein Verhalten zu ändern. Die Gefahr besteht dass der Partner vor lauter Schreck über die heftige Reaktion gleich mit an die Decke geht.

Die Taktik des in sich hinnein Fressens ist bei Frauen relativ verbreitet und in gewisser Weise sogar sozial erwünscht. Daher sollte man versuchen sie regelmäßig geistig abzuklopfen, ob sie vielleicht heimlich unter Druck stehen. Daher sind Gespräche für eine gute Partnerschaft unbedingt notwendig und man sollte auch Kritik an der eigenen Person nicht als Angriff sehen, sondern als Chance zukünftige Streits zu vermeiden. – Sei froh wenn sie sagt wo der Schuh drückt! 

Natürlich kann man auch mitten im Streit hinausrennen und verschwinden. Teilt man seinem Partner mit, wann man wieder da ist, kann eine kurze Pause beiden helfen einen ruhigeren Kopf zu bekommen. Wenn man einfach aufgebracht verschwindet, erzeugt man allerdings zusätzlichen Stress beim Partner. Noch mehr Stress ist die schlechteste Voraussetzung um den Streit ruhig wieder aufzunehmen.

Verallgemeinern

Du hörst mir nie zu, du lässt immer deine Schuhe herum liegen” Mit dieser Art von Aussage übertreibt man das Schlechte Verhalten des Partners nicht nur, man ignoriert auch all die Male, bei denen Sich der Partner angestrengt hat etwas gut zu machen. Das ist für den Partner verletzend und er muss sich verteidigen. Außerdem ist es genau genommen unsachlich.

Viel besser wäre es zu sagen”Ich habe den Eindruck du interessierst dich in letzter Zeit gar nicht mehr dafür was ich sage, das verletzt mich, weil ich das Gefühl bekomme ich bin uninteressant für dich” und “es stört mich sehr, dass du häufig deine Schuhe herumliegen lässt. Ich falle regelmäßig darüber und verletze mich”. Dadurch drückt man aus, dass es keine Unterstellung ist, sondern der eigene Eindruck. Außerdem zeigt man damit genau auf, welches Problem man damit hat. Wenn das Problem klar definiert ist, kann man es lösen. Man kann dann halt nicht mehr so gut darüber streiten.

Gewinnen wollen

Wenn man bei einem Streit gegen den Partner gewinnen möchte, hat man schon verloren. In einer Beziehung geht es darum Kompromisse zu finden und Lösungen mit denen beide Partner leben können. Stell dir vor du würdest jeden einzelnen Streit gegen deinen Partner gewinnen und immer genau das bekommen was du möchtest. Wie lange glaubst du wird das dein Partner mitmachen? Seine Wünsche bleiben generell auf der Strecke und er wird von Dir ständig niedergemacht. Entweder dein Partner wird irgendwann sehr traurig und äußert seine Wünsche überhaupt nicht mehr, denn es bringt ja nichts, oder er zeigt dir irgendwann den Mittelfinger und zieht sein Ding alleine durch.

Wenn du gewinnen möchtest, willst du deinen Partner dominieren. In einer Beziehung mit zwei gleichberechtigten Personen hat das keinen Platz.

Wir leben im 21. Jahrhundert. Wer heute noch glaubt als Mann die Oberhand über seine Partnerin haben zu müssen, um nicht unterm Pantoffel zu stehen und um ja die Hosen daheim an zu haben, der sollte dringend an seinen Minderwertigkeitskomplexen arbeiten und sich seiner Männlichkeit nicht so unsicher sein. Ein echter Mann muss sich nicht ständig beweisen. Er muss allerdings auch nicht seiner Partnerin jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen. 

Ein guter Streit ist eigentlich eine Diskussion. Es geht in erster Linie nicht darum, den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, sondern ihm zu erklären, welche Meinung man hat und wie man dazu kommt. Gleichzeitig sollte man versuchen, die Meinung des Partners zu verstehen. Wenn das klar ist, kann man Schnittmengen suchen und eine Lösung finden, die beiden Partnern passt. Das kann auch heißen einmal zu machen was ein Partner will und dafür das nächste mal wieder die Wünsche des anderen umzusetzen.  

Man kann seinen Partner natürlich auch gnadenlos nieder machen und dann sein Ding durchziehen. Vermutlich macht man das dann aber irgendwann alleine.

Was ist in einer Beziehung erlaubt?

FAZIT

Abschließend kann man festhalten, dass Leute, die es schaffen Streits fürchterlich eskalieren zu lassen folgende Dinge nicht können:

  • Sachlich bleiben
  • beim Thema bleiben
  • nicht verallgemeinern
  • freundlich,bestimmt und ruhig bleiben
  • tief durchatmen
  • Ihrem Partner zuhören
  • den eigenen Standpunkt klar machen
  • Kompromisse suchen

Daher sollte man die Dinge möglichst oft tun, wenn man es besser machen möchte als sie.

Über den Author

Mrs. Lovehacks

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