Es ist etwas passiert, das nicht hätte passieren dürfen.Ihr fühlt Euch elend oder zumindest bedrückt, dass jemand euretwegen einen Schaden hat. Jetzt geht es darum Wiedergutmachung zu Leisten. Der erste Schritt davon ist es sich richtig zu entschuldigen.
Eine gute Entschuldigung ist mehr als nur ein paar Worte. Eine Studie fand heraus, dass eine gute Entschuldigung sechs Faktoren hat. Diese entscheiden maßgeblich darüber ob einem Verziehen wird.
Wichtig bei einer Entschuldigung sind sechs Faktoren
Erste Faktor: Bedauern zeigen
Schritt Nummer eins es das eigene Bedauern für das eigene Verhalten zum Ausdruck zu bringen. Ein Entschuldigung ist also erst der Anfang. Dadurch zeigt man, dass man ernsthaft unglücklich darüber ist was passiert ist und man den Schaden, den der andere erlitten hat bedauert.
Der erste Schritt soll zeigen, dass es einem selbst nicht gleichgültig ist, was passiert ist. Man zeigt damit Empathie und auch, dass man selbst das eigene Verhalten nicht in Ordnung findet.
Zweiter Faktor: Die eigene Schuld benennen
Hier geht es darum aufzuzeigen, für was genau man sich entschuldigt. Dadurch zeigt man, dass man verstanden hat, womit man Mist gebaut hat. Mit einem “mir tut einfach alles leid” ist es daher nicht getan. Sage, was du getan hast und auch für welche Folgen deines Verhaltens du dich entschuldigen möchtest (“Ich war zu spät und habe Dir auch nicht Bescheid gesagt – deshalb musstest du sehr lange in der Kälte warten und dir ist jetzt sehr kalt”).
Erkläre explizit welches Verhalten deinerseits nicht okay unterwegs war und wo genau deine Schuld liegt (Ich hätte mich beeilen müssen und dir wenigstens von unterwegs Bescheid sagen sollen) . Dies schützt dich auch davor, dass dir im Zweifelsfall mehr Schuld gegeben wird, als du eigentlich verbockt hast (auch wenn du nicht unbedingt aufzählen solltest, wofür du gerade nichts konntest).
Dritter Faktor: Schuld eingestehen
Der dritte Faktor ist es die Schuld uneingeschränkt auf sich zu nehmen. Damit zeigt man, dass man für die Tat die Verantwortung übernimmt. Es ist wichtig dabei keine Entschuldigungen für das eigenen Verhalten aufzuführen. Es ist etwas passiert, man ist schuld daran, das war nicht okay und man steht voll und ganz dazu.
Ein “Ich wusste ja nicht, dass….” oder ein “das ist mir vorher noch nie passiert” sind keine Entschuldigung und vor allem kein Schuldeingeständnis sondern eine Ausrede.
Jeder Ausrede die Du aufführst, wird deine Entschuldigung unglaubwürdig wirken lassen. Es gibt eine einfache Regel: Wenn jemand einen Satz sagt in dem ein ABER vorkommt, kannst du den ersten Teil des Satzes weglassen wenn du wissen willst, was er sagen möchte (Bestes Beispiel: “Ich bin kein Nazi ABER …”)
Am Besten lässt du Ausreden komplett weg. Wenn du aber einen guten Grund hattest, warum etwas passiert ist und du willst Ihr das unbedingt mitteilen, dann achte auf deine Formulierung.
Beispiel:
Schlecht: “Ich hätte Dir Bescheid sagen müssen ABER ich hatte einen wichtigen Anruf bekommen” – Hier steht die Ausrede im Vordergrund, nicht das Schuldeingeständnis.
Gut: “Ich habe einen wichtigen Anruf bekommen ABER ich hätte Dir natürlich trotzdem Bescheid geben müssen” – Hier steht Schuldeingeständnis im Vordergrund.
Die Schuld einzugestehen ist auch ein wichtiger Aspekt um das Opfer von Schuld freizusprechen. Häufig gibt die Gesellschaft Opfern die Schuld oder auch die Opfer sich selbst (Beispiel: Vergewaltigung: zu aufreizend gekleidet; Fremdgehen: sich nicht genug um den Partner bemüht). Wenn eine Entschuldigung angebracht ist, liegt die Schuld definitiv nicht beim Opfer. Erst wenn der Täter explizit eingesteht, dass es seine Schuld ist, kann er damit auch das Opfer von Selbstvorwürfen befreien. Auch wenn das Opfer dem Täter nicht verzeihen kann, kann eine Entschuldigung das weitere Leben des Opfers dennoch deutlich besser machen.
Vierter Punkt: Verhaltensalternativen aufzeigen
ist es die eigene Reue zu bekunden und damit aufzuzeigen, wie man in der Zukunft in so einer Situation anders handeln würde. Es geht darum aufzuzeigen, dass man jetzt anders handeln würde, hätte man die Möglichkeit die Situation nachträglich zu ändern.
Punkt vier ist die Analyse der Situation. Hier kannst du dein Verbesserungspotenzial erläutern. Im Endeffekt ist dieser Punkt nichts anderes als eine Prozessoptimierung. Erläutere das WENN und definiere das neue DANN um das Resultat zu ändern. Wichtig ist, dass auch hier wieder alles in deiner Verantwortung liegen muss. Zu sagen “Nächstes Mal kommt kein Anruf…” ist keine Verbesserungsstrategie, denn das liegt nicht in deiner Hand. Sag stattdessen “Sollte nochmal unerwartet ein Anruf kommen und mich aufhalten, schreibe ich dir sofort eine Nachricht, damit Du weißt dass ich später komme”
Fünfter Punkt: Wiedergutmachung
Wenn jemand durch Dich einen Schaden hat, ist es das Mindeste anzubieten den Schaden wieder gut zu machen oder den Betroffenen für den Schaden zu kompensieren. Das ist ein Prinzip unseres Rechtsstaats und jeder Haftpflichtversicherung. Es sollte aber auch im Zwischenmenschlichen gelten. Es ist egal ob ein Auto kaputt geht oder man jemanden körperlich oder seelisch verletzt. Der der den Schaden verursacht, muss den Geschädigten möglichst viel des Schadens wieder gut machen.
Natürlich sollst du deine Partnerin nicht dafür bezahlen, dass Sie auf dich warten musste. Aber du kannst sie beispielsweise zu einem Essen einladen, oder einen gemütlichen Abend zu zweit organisieren, um die gemeinsame Zeit nachzuholen.
Wenn du Eigentum deiner Partnerin zerstört hast, ersetze es. Wenn Du die Gefühle deiner Freundin verletzt hast, dann sorgen dafür sie anschließend mindestens genau so lange zum lächeln zu bringen, wie sie deinetwegen traurig war.
Nur indem man dem Geschädigten den Schaden abnimmt, übernimmt die ultimative Verantwortung für das eigene Handeln.
Sechster Faktor: Bitte um Vergebung
Der sechste Faktor ist die ernst gemeinte Bitte um Vergebung. Dadurch sagt man seinem Gegenüber eigentlich “Ich weiß was ich getan habe, ich habe Dir ein Angebot gemacht, wie ich es wieder gut machen werde, jetzt ist es deine Entscheidung darüber zu urteilen, ob ich noch in deiner Schuld stehe”.
Man kann sich also nicht selbst von einer Schuld frei sprechen, oder sich selbst vergeben. Wenn du jemand anderem einen Schaden zugefügt hast, ist es seine Entscheidung ob ihr quitt seid oder ob er Dir nicht vergeben möchte.
FAZIT
Natürlich gibt es Leute, die nicht vergeben können oder versuchen deinen Schuld auszunutzen. Darauf solltest du dich auch nicht einlassen.
Die wichtigsten Faktoren bei einer Entschuldigung sind es explizit die eigene Schuld einzugestehen und Wiedergutmachung anzubieten.
Je mehr der oben genannten Faktoren eine Entschuldigung enthält, desto wahrscheinlicher ist es dass der/ die Geschädigte Dir verzeiht. Es reicht aber nicht sie nur herunter zu beten. Viele Leute merken unterbewusst sehr genau, ob jemand eine Entschuldigung ernst meint.
Ein Faktor der natürlich einen großen Beitrag leistet ob einem verziehen wird, ist die Ursache warum etwas passiert ist: war es Schusseligkeit, Übermut, oder pure Absicht? Wenn mir jemand aus Versehen eine Tür ins Gesicht schlägt, bin ich natürlich deutlich gewillter ihm zu verzeihen, als wenn es Absicht war. Dementsprechend ist für den gleichen Schaden auch eine andere Wiedergutmachung angebracht.
Siehe auch: Warum Streits total eskalieren: Streitkultur für Anfänger
Es bleibt zu hoffen, dass dein Gegenüber Dir nun verzeihen kann. Aber nicht alles kann wieder gut gemacht werden. Manchmal gehen Verletzungen einfach zu tief. Auch wenn ihr nach der Entschuldigung getrennte Wege geht, hast Du zumindest Dein möglichstes getan, um Deine Schuld kleiner zu machen und den Schaden, den Du verursacht hast zu reduzieren. Eine Entschuldigung ist kein Allheilmittel, aber sie ist ein guter Anfang. Nicht umsonst warten Angehörige und Opfer von Verbrechen oft jahrelang auf die Entschuldigung der Täter. Dann erst gelingt es Ihnen mit den Geschehnissen langsam Abzuschließen.
Siehe auch: Was ist in einer Beziehung erlaubt?
Auch als Täter solltest Du Dich nicht in Selbstvorwürfen ersticken. Jeder Mensch macht Fehler. Entscheidend ist es aus den Fehlern zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Im Allgemeinen solltest du dann für Dich und Dein Leben eine positive Charmabilanz anstreben. Auch wenn Du nicht religiös bist, ist der Gedanke dass die Welt mit Dir ein kleines bisschen besser ist, als sie ohne Dich gewesen wäre, doch ganz gut für das eigene Gewissen.
Siehe auch: Acht Sätze um jede Beziehung zu verbessern
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